Baumschnitt rund um unsere Kirche

Alles hat seine Zeit. Pflanzen hat seine Zeit, ausreißen, was gepflanzt ist, hat seine Zeit.

(Prediger 3, 2)

Mit Empörung erreichen mich immer wieder vereinzelt Anfragen und Vorwürfe, weshalb auf dem Ölberg der Evang. Kirche in Mürzzuschlag, so viele, teils große und alte Bäume gefällt oder derb zurückgeschnitten werden.

Zu aller erst möchte ich Ihnen versichern, auch mir blutet das Herz bei dieser großangelegten Aktion!
Es ist nicht meine alleinige Entscheidung gewesen, diese Bäume zu fällen oder zu beschneiden. Es ist die gemeinsame Entscheidung des Presbyteriums gewesen, das nicht aus einer Laune heraus den Auftrag hierzu erteilt hat, sondern ebenfalls schweren Herzens, und aus Verantwortung für den Baumbestand, für die Kirche und für die Sicherheit auf dem Kirchenhügel heraus handeln musste. Als Teil des Presbyteriums trage ich die Verantwortung mit in dem Bewusstsein, dass jede Entscheidung sowohl positive wie negative Konsequenzen hat und nie nur gut oder nur schlecht ist. Es gilt abzuwägen, welche Folgen im Angesicht der Allgemeinheit vertretbar sind und welche nicht. Auch hier.

Wir haben uns von Sachverständigen ausführlich beraten lassen, inwieweit Maßnahmen zu treffen sind, die nun schrittweise Durchführung erfahren haben.
Dabei zeigten sich drei wesentliche Entscheidungsgrundlagen: Biologische, Meteorologische und Haftungsrechtliche.

Ein Teil der, zugegeben, von Außen schön anzusehenden Bäume, waren innen stark beschädigt bzw. schon am faulen. Das beeinträchtigte u. a. die Standfestigkeit der Riesen und wurde damit eine Gefährdung der Sicherheit, nicht allein für das Kirchengebäude, sondern auch für Passanten, die in unmittelbarer Nähe unterwegs sind oder rasten.

Unter dieser Prämisse musste die Kastanie stark zurückgeschnitten werden, da ihre Äste größtenteils abgestorben und bereits hohl waren. Wir sind sehr dankbar, dass sich zum Stamm hin zeigte, dass der Baum immer noch lebendig ist und wieder austreiben wird. Bei der Weide und der Birke war hingegen nichts mehr zu machen, der Baum war bis in den Stamm innen ausgehöhlt bzw. bereits am vermodern.

Der Schatten der großen Fichten, die gesunde Bäume waren, trug dazu bei, dass das südliche Mauerwerk stark durchnässt war und nicht abtrocknen konnte. Risse und Schimmel im Kircheninnern waren die Folge. Der Sachverständige riet uns, diese Bäume zu fällen, damit wieder Licht und Luft an das Mauerwerk gelange, ansonsten würde der dortige Schaden weiter zunehmen.

Auch hinsichtlich der Sicherheit bei Sturm (und leider zeigte sich in den letzten Jahrzehnten, dass die Wucht z. B. der Frühjahres- und Herbststürme erheblich zugenommen hat), so wurde uns gesagt, seien diese hohen Fichten, als Flachwurzler am Hang stehend, nicht ganz unbedenklich. Entweder könnten sie auf die Kirche fallen oder über den Hohlweg auf das Nachbargrundstück. In beiden Fällen seien Sach- und Personenschäden nicht auszuschließen.

Da der Kirchenhügel zum öffentlichen Raum gehört, geht die Sicherheit, vor allem der Menschen, vor. Seit Bestehen der Heilandskirche wurde der Baumbestand nicht richtig gepflegt, also bereits über 100 Jahre nicht. Das rächt sich nun auch und manche Maßnahmen fallen umfangreicher aus, als von uns erhofft.

Natürlich können jetzt manche sagen, dass man uns schlecht oder falsch beraten hat. Das mag sein oder auch nicht. Natürlich kann man den Einwand formulieren, dass doch 100 Jahre lang nichts passiert sei, was jedoch nicht bedeutet, dass auch weitere hundert Jahre nichts passieren kann. Wir jedenfalls können letztlich nur auf das vertrauen, was uns Experten sagen und raten und haben in diesem Zusammenhang in bestem Wissen und Gewissen für das Allgemeinwohl entschieden, so wie es als Presbyterium unsere Aufgabe ist.

Wir haben Verantwortung für den Kirchenhügel und für alles, was sich darauf befindet und haften auch für etwaige Schäden, die aus Fahrlässigkeit entstehen könnten. Wir bitten um Verständnis hierfür, dass wir nicht erst abwarten, dass etwas passiert, sondern dem vorzubeugen versuchen.
Alle durchgeführten Maßnahmen sind mit dem zuständigen Dezernat der Stadt abgesprochen.


Ihre Pfarrerin Melanie Pauly